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Gernot Schukan

• Die Wirtschaftsinformatik betrachtet Informationssysteme als komplexe soziotechnische Systeme, in denen Mensch und Informationstechnik zur Erledigung einer Aufgabe zusammenwirken. Jedoch verursacht der Einsatz von Informationstechnik unerwartete Sekundäreffekte im menschlich-sozialen Bereich des Systems, die die wissenschaftliche Literatur bisher kaum behandelt. Aus diesem Grund versucht diese Masterarbeit in diesem Bereich einen Beitrag zu leisten, indem die langfristigen Auswirkungen des Einsatzes von Informationssystemen auf das Fundament des sozialen Subsystems, die Unternehmenskultur, untersucht werden. Zu diesem Zweck wurde eine explorative Einzelfallstudie in einer Organisation des öffentlichen Dienstes, in der in den letzten fünfzehn Jahren die Informationsinfrastruktur laufend erweitert wurde, durchgeführt. Eine solche Organisation wurde gewählt, da der Literatur entsprechend von einer ausgeprägten Unternehmenskultur im öffentlichen Dienst auszugehen ist. Ziel der Studie war es, jene Kulturdimensionen, auf die sich der Einsatz von Informationssystemen auswirkt, zu identifizieren und konkrete Auswirkungen sowie einige relevante moderierende Effekte in diesen Dimensionen zu bestimmen. So wurde als Vorbereitung zur empirischen Untersuchung ein weitreichender theoretischer Bezugsrahmen auf Basis der Systemtheorie, des soziotechnischen Designansatzes sowie wissenschaftlicher Literatur aus der Kultur- und Informationssystemforschung entwickelt. Diesem Bezugsrahmen entsprechend wurden 15 qualitative Experteninterviews mit Führungskräften, einem Personalvertreter und einem IT-Administrator abgehalten, in denen Daten zu 16 verschiedenen Kulturdimensionen erhoben wurde. Diese Daten wurden anschließend mit einer qualitativen Inhaltsanalyse, die durch den Einsatz einer Analysesoftware unterstützt wurde, ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Einsatz von Informationssystemen vor allem in den Kulturdimensionen Kommunikation, Qualifikationsanforderungen an die Mitarbeiter, Einbindung der Mitarbeiter, Umgang mit Zeit und Kontrolle auswirkt. Beispielsweise hat die Veränderung im Kommunikationsverhalten zu einem Verlust von impliziter sozialer Hintergrundinformation bei den Führungskräften geführt, was wiederum deren Führungsarbeit erheblich beeinträchtigt. Zudem hat sich in der Organisation eine ungewöhnlich offene Informationskultur entwickelt, die das Informationsaufkommen deutlich erhöht und die Bediensteten zum gleichzeitigen Erledigen mehrerer Aufgaben drängt. Insgesamt konnten in dieser explorativen Studie, die durch intensive Literaturarbeit unterstützt wurde, 56 Hypothesen erarbeitet werden. Diese bilden eine solide Basis für weitere Forschungsschritte mit dem Ziel, unbeabsichtigte soziokulturelle Auswirkungen in der praktischen Entwicklung von Informationssystemen zu verhindern.
• In Business Informatics, information systems are considered complex sociotechnical systems, which join and coordinate humans and information technology in order to accomplish a certain task. However, deploying information technology causes unexpected secondary effects in the human-social subsystem, which are not adequately covered in the relevant literature. Therefore, the present master’s thesis seeks to contribute to this field by investigating the long-term impacts of information systems on the foundation of the social subsystem: the organizational culture. To this end, an exploratory case study was conducted in a public administration organization which has implemented several information systems in the past fifteen years. Such an organization was selected for the case study because researchers generally assume an uncommonly strong organizational culture in public administration. The goal of this research was to identify the dimensions of organizational culture that are influenced by the introduction of information systems and then to describe both the impacts and the major moderating effects within each dimension. To this end, the first step was to design a wide-reaching theoretical framework, which is based on systems theory, the sociotechnical design approach and scientific literature in the fields of information systems and organizational culture. Based on this framework, a total of fifteen qualitative interviews were then conducted. Senior managers from across the organization, one individual from the staff council and one IT administrator were asked what changes they had experienced across sixteen different cultural dimensions. The collected data was then analyzed following a qualitative approach and deploying a qualitative data analysis software. The results show that the introduction of information systems has had a significant impact on various cultural dimensions, such as communication, requirements for employee education, employee integration, empowerment, time orientation and surveillance. For example, changing communication behavior has led to a loss of implicit social background information for leaders, which critically effects their employee management. The interviews also revealed that a new information culture has been established, in which information flows throughout a cultural sphere in an unusually free and broad manner. This, in turn, leads not only to an information overflow, but also to a pressure to multitask. Overall, the exploratory approach of this study, supported by intense literature research, yielded a system of 56 hypotheses. These hypotheses will serve as a solid basis for future research, with the ultimate goal of helping practitioners understand the social consequences of applying information technology in an organization.